Nachsuchenberichte

Nachsuche über 2km mit Hatz auf Damtier mit Laufschuss

Auf einer DJ in Mecklenburg-Vorpommern im Winter 2019 wird ein Damtier aus einem 7-köpfigen Rudel beschossen. Es geht kurz zu Boden, dann flüchtet es mit schlenkerndem Lauf dem Rudel hinterher.
Zunächst erledigten wir eine 255m Totsuche auf ein weich getroffenes Reh.
Von dort ging es direkt zum Anschuss des vorgenannten Damtieres. Dort finden wir zwei Schweißlachen, danach dann noch einmal nach etwa 100m einen Tropfen Schweiß, dann wird dieser immer spärlicher. Es geht aus dem offenen Wald über einen Weg in eine dichte Schonung. Am Auswechsel können wir wieder etwas Schweiß finden. Dort ist das kranke Stück anscheinend hangaufwärts abgebogen. Auf der Anhöhe befindet sich eine Vielzahl an "Wildautobahnen" mit Kreuzungen, Abzweigungen und Parallelspuren. Rigby macht ein Damtier hoch, jedoch erscheint es uns nicht krank. Wir kontrollieren die Liegestelle, können aber kein Wundbett ausmachen.
Auf der Anhöhe mühen wir uns nach und nach durch, ich muss des Öfteren mit Rigby zurückgreifen.
Nach etwa 45min haben wir es geschafft und sind vorerst aus dem Fährtenwirrwarr heraus.
Bis hierhin haben wir etwa 1km Riemenarbeit geleistet, wobei das Zurückgreifen bereits herausgerechnet ist.
Nach ca. 1250m finden wir hinter einem umgestürzten Baumstamm das rechts abgebildete Stück Knochen.
Nach ca. 1800m Riemenarbeit biegt Rigby hangabwärts in die Brombeeren ab und wird heftig. Ich lege ihn ab und pirsche etwas vor. Da geht eine kräftige Sau ab!
Rigby wird an der Abbiegung wieder zur gerechten Fährte gelegt und arbeitet diese konzentriert weiter. Nach weiteren etwa 200m wiederholt sich das Spiel. Ich pirsche etwa 15m vor und vor mir bricht das kranke Stück aus den Brombeeren, der Schweiß glänzt rot. Mit dabei ein zweites Stück.
Rigby wird zur Hatz geschnallt, ich versuche dem Laut durch die Brombeeren, über Stock und Stein zu folgen.
Nach 300m am Fuß des Berges angekommen, höre ich plötzlich Klagen aus dem Bestand. Ich gehe die Bail an, Rigby hat das Stück gegriffen.
Mit dem Saufänger werden die Leiden des Stückes verkürzt. 
Das erfolgreiche Ende der Nachsuche kommt gerade noch rechtzeitig, denn es fängt an zu dämmern.
Das Stück hatte einen tiefen Laufschuss. In der gesamten Fährte konnten wir lediglich 8 mal einzelne, kleine Tropfen Schweiß finden.

Nachsuche über zwei Tage auf einen Frischling

Im Januar 2020 wird auf einer Drückjagd in Mecklenburg-Vorpommern recht spät ein Stück Schwarzwild beschossen.
Der Schütze gilt als besonnener und sicherer Schütze.
Vor Ort macht er folgende Angaben: Es sei zunächst ein größerer Frischling angewechselt. Diesen habe er erlegen können. Danach sei ein zweiter Frischling auf etwa gleichem Wege erschienen. Dieser sei über einen Wall in einen Graben gewechselt und dort habe er den Frischling beschossen. Diesen habe er optisch noch bis zu einer nahen, kleinen Brombeerdickung verfolgen können. Wenig später erschienene Stöberhunde hätten die Dickung angenommen, jedoch habe es keine sicht- und hörbare Reaktion der Hunde gegeben.
Inzwischen sei er sich sicher gefehlt zu haben, da auch nach intensiver Suche kein Schweiß am vermuteten Anschuss zu finden sei.
Rigby wird zwecks Vorsuche zum Anschussbereich in den Graben geführt. Er prüft zunächst den Einwechsel am Wall und zeigt sich dann an der Fährte im Graben sehr interessiert. Genaue Prüfung ergibt, dass der Hund zwei etwa 2mm durchmessende Schweißtropfen und ein ebenso kleines Stück Gewebe verwiesen hat. Aufgrund der geringen Größe kann keine Vermutung zum Treffersitz gemacht werden.
Am Riemen führt Rigby uns dann zu vorgenannter Brombeerdickung. Es ist ein Kessel zu erkennen, jedoch keine Pirschzeichen. Wir folgen der Fährte recht gerade weiter als Rigby plötzlich umdreht, die Nase hochnimmt und an uns vorbei zielgerichtet zu einem Punkt in der hinter uns liegenden Fährte läuft. Dort biegt er vom bisherigen Verlauf ab und arbeitet mit tiefer Nase weiter. Nach 10m finden wir Schweiß.
In weiterer Folge steuern wir durch den eher lichten Bestand auf die sprichwörtliche „bürstendichte“ Fichtenschonung mit Brombeerunterwuchs zu. Meine Vermutung ist, dass das kranke Stück sich dort eingeschoben hat. Die späte Uhrzeit macht mir Sorgen. Zudem liegt der Schuss erst 2h zurück. Ich entscheide daher, die 40m x 40m große Schonung mit Vorstellschützen abzustellen und zu prüfen. Sollte das Stück sich nicht darin befinden, würden wir abbrechen und am nächsten Tag die Suche wiederaufnehmen.
Auf allen Vieren schinde ich mich durch die Brombeeren als Rigby mir plötzlich sagt, dass er geschnallt werden will. Dies verweigere ich ihm und plötzlich bricht etwa 3m vor uns die Sau weg. Dem entsprechenden Vorstellschützen gelingt es nicht, das Stück zu beschießen. Ich finde Schweiß am Auswechsel, markiere diesen und wir brechen ab.
Am nächsten Morgen, nach etwa 18h Stehzeit, wird Rigby am Auswechsel zur Fährte gelegt und nimmt diese willig an. Nach etwa 600m Riemenarbeit kommen wir zu einem etwa 100m x 30m großen Brombeerverhau. Am Einwechsel findet sich ein etwa 2cm großer Wildbretfetzen, sowie etwas Schweiß. Wir dringen auf allen Vieren in den Verhau ein. Nach etwa 30m sagt mir Rigby, dass er geschnallt werden will. Diesmal gebe ich ihn frei und schlage mich selbst nach außen zu einer parallel laufenden Rückegasse durch. Plötzlich gibt Rigby Standlaut in den Brombeeren. Die sich ruppig bewegende Vegetation zeigt mir, wo die vermutete Bail ist. Der Standlaut dauert jedoch nur kurz und beim Angehen – oder besser Ankriechen – kann ich auf kurzer Distanz feststellen, dass das Stück bereits verendet ist.
Die Gesamtlänge der Fährte beläuft sich auf etwa 1200m. 
Schweiß befand sich lediglich sehr vereinzelt im Fährtenverlauf und zwar stets nur an Halmen abgestreift. Die .30-06 hatte keinen Ausschuss verursacht und der Einschuss war bei Auffinden des Stückes mit Darmschlingen verstopft.

Nachsuche auf 60kg Keiler im Raps

In der Nacht um 00:30 klingelt das Telefon. Man habe gegen 22:30 einen etwa 60kg Überläuferkeiler beschossen, dieser sei in den Raps geflüchtet. Der Anschuss sei nicht genau bekannt, Schweiß sei nicht gefunden worden. Eine erste Nachschau mit Wärmebildkamera habe nicht zum Erfolg geführt.

Da ich am nächsten Tag leider unverschiebbar Frühdienst habe, verabreden wir uns für 12:30.


Im Mai ist der Raps bereits etwa brusthoch. Durch den engen Stand und den schlingpflanzenähnlichen Aufbau des Raps, gleicht ein Schlag zu dieser Jahreszeit einem nur beschwerlich durchdringbaren "Dschungel". Die Sicht unterhalb Brusthöhe ist bis auf etwa einen, vielleicht zwei Meter begrenzt. Die Möglichkeit auszuweichen, ist für Hund und Führer sehr eingeschränkt.

Die Nachsuche auf einen Keiler im Raps ist daher grundsätzlich einer der gefährlichsten Einsätze, die ein Gespann erwarten kann. Ich rief deswegen kurzfristig einen guten Jagdfreund an, welcher ein erfahrener Saujäger und Stöberhundführer ist, um die Nahsicherung für uns zu übernehmen. Glücklicherweise sagte Lars sofort zu und steht 12:30 mit am Treffpunkt.


Dort werden wir in die Lage eingewiesen. Der Keiler habe am Fuße eines typisch norddeutschen Knicks gestanden als er beschossen worden sei. Die genau Stelle im Knick sei jedoch nicht bekannt. Haltepunkt sei das Blatt gewesen und der Schütze habe auch Kugelschlag gehört. Danach sei der Keiler durch den Knick in den angrenzenden Rapsschlag geflüchtet.


Ich lasse Rigby am Knick vorsuchen, so richtig Interesse zeigt er aber nicht an den gut sichtbaren Wildwechseln. Erst als ich den Bereich etwas erweitere, zieht er plötzlich zielstrebig in den Knick hinein. Auf der anderen Seite markiert er kurz am Beginn des Rapsschlages. Ein Einwechsel ist nicht zu erkennen, jedoch zwei kleine, durch den starken Regen verwässerte Tropfen Schweiß.

Von da an geht Rigby selbstbewusst und zielstrebig  durch die hohen Schlingpflanzen. Eine Art "Tunnel", wie er manchmal in den Brombeeren vorhanden ist, gibt es nicht. Der Raps schließt auch hinter uns sofort wieder dicht ab.

Zwei kleine Haken und plötzlich schaut mich Rigby an und scheint zu sagen: "Da liegt sie doch!".

Tatsächlich! Direkt vor ihm, etwa 60m in den Rapsschlag hinein liegt der korrekt angesprochene Keiler mit perfektem Kammerschuss. Einen Ausschuss gab es jedoch nicht, was auch die mangelnden Pirschzeichen insbesondere im Anschussbereich erklärt,

Wir sind dann doch etwas erleichtert, dass der Keiler bereits verendet war und es nicht zu einer Hatz oder Bail im "Dschungel" kam.


Auch hier zeigte sich wieder, dass fehlender Schweiß am Anschuss nicht bedeutet, gefehlt zu haben oder dass das Stück nur unerheblich verwundet sei.

Weiterhin hat die Wärmebildkamera - wie auch schon bei einer Keilernachsuche die Woche zuvor - gezeigt, dass sie Grenzen hat und schon gar kein Ersatz für einen brauchbaren Hund ist.

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